Roswitha Asche wurde 1938 in Berlin geboren und wuchs als älteste von drei Geschwistern im hessischen Ort Obergeis bei Bad Hersfeld auf. Nach dem Krieg lebte die Familie, zugewiesen durch die US-amerikanische Standortverwaltung, in einem verlassenen Nebengebäude einer alten Papiermühle. In diesen einfachen Verhältnissen der Nachkriegszeit erlebte Roswitha eine naturverbundene Kindheit, lernte aber auch die Mühen eines beinahe bäuerlichen Selbstversorgerhaushalts kennen und achten.

Schon früh zeigte sich ihr zeichnerisches Talent: Bereits als Kind hielt sie gekonnt Landschaften, Dörfer und Dinge in ihrer Umgebung fest.

Ihr Studium begann sie in den frühen 1960er Jahren an der Hochschule für Bildende Künste in Kassel, wo sie bei Prof. H. Hillman freie Grafik belegte. 1965 wechselte sie an die Universität Frankfurt und schloss dort ein Studium der Kunstgeschichte und Kunsterziehung an. Ihre Ausbildung vervollständigte sie durch Studienaufenthalte in Perugia, Oslo und Den Haag sowie als Stipendiatin der Richard und Uli Seewald Stiftung in Ronco sopra Ascona (Tessin). In dieser Zeit zeichnete sie ausschließlich in Tusche auf großen Papierbögen. Obwohl das Motiv immer auch Architektur zeigt, steht in dieser Phase thematisch die Natur im Vordergrund. 

Ab 1972 unterrichtete sie als Kunstlehrerin am Bernhard-Strigel-Gymnasium sowie zeitweise am Vöhlin-Gymnasium in Memmingen.

Für ihre künstlerische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet: 1975 mit dem Kunstpreis des Regierungsbezirks Schwaben, 1976 mit dem Förderpreis der Dr.-Rudolf-Zorn-Stiftung und 1982 mit dem Thomas-Dachser-Gedenkpreis der Stadt Kempten.

Zunächst fertigte sie für das Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde in Dietenheim bei Bruneck Zeichnungen von Gebäuden und bäuerlichen Gerätschaften an. Manchmal geschah das direkt im Museum, mitunter aber auch am ursprünglichen Standort der Gebäude, bevor sie ins Freilichtmuseum transferiert wurden. Es folgten umfangreiche Dokumentationen der bäuerlichen Kultur im Gadertal und seinen Seitentälern, sowie des Bergbaus in Ridnaun/Schneeberg und im Ahrntal, später auch im Trentino bis nach Venedig für verschiedene Museen und Institutionen. 

Sie wagte sich allein in entlegene, unwegsame Gelände vor, zeichnete unter freiem Himmel, in spärlich beleuchteten Kellern und feucht-kalten Stollengängen, und hauste unterwegs oft in verlassenen Hütten, Heustadeln oder verfallenden Häusern. Mit beinahe besessener Hingabe erfasste sie Örtlichkeiten, Architekturdetails, funktionslos gewordenen Hausrat und skurril anmutende Gerätschaften der ehemaligen Nutzer und Bewohner, also jegliche Spur, die der Mensch vor seinem Weggang hinterlassen hatte. Gerade die Auseinandersetzung mit dem vermeintlich Nebensächlichen erlaubte ihr einen tiefen Einblick in die Lebensweise der Menschen und deren Verbundenheit mit, aber auch Abhängigkeit von ihrer Umgebung.

Erst ab Mitte der 1980er Jahre begann Roswitha Asche ihre Tuschezeichnungen zu kolorieren, und zwar zunächst mit erdigen Farbtönen, die sie selbst herstellte. Den sogenannten „Bister“ kochte sie nach einem alten Rezept unter Verwendung von selbst gesammeltem Ruß verlassener Holzöfen und Rotwein. Wenig später traten auch Aquarellfarben hinzu und dehnten sich bald – immer zusätzlich zur Tusche – auch auf das ganze Blatt aus. Durch die Kolorierung erhielt jede Region, jedes Gehöft und jede Schaffensperiode ihren charakteristischen Farbton. Insgesamt überwiegen dennoch die unkolorierten Tuschezeichnungen. 

Roswitha Asche entwickelte beim Zeichnen eigenständiges volkskundliches Forschungsinteresse. Sie beschäftigte sich unter anderem mit dem Nachlass einer Dynastie von Bauerndoktoren aus dem Südtiroler Ort Lüsen, woraus später die Publikation „Die Ragginer“ entstand, und untersuchte anhand von Werkzeugen und Geländespuren die traditionelle Wald- und Weidenutzung im Werk „Larjei“. Ihr letztes Projekt widmete sich dem Bergbau in den Südalpen und dem historischen „Goldmachen“. Über erste Recherchen kam sie jedoch nicht mehr hinaus: Roswitha Asche starb 2006 nach schwerer Krankheit in Memmingen.