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Archiv Roswitha Asche
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Roswitha Asche wurde als Roswitha Schulze 1938 in Berlin geboren und wuchs als älteste von drei Geschwistern im hessischen Ort Obergeis bei Bad Hersfeld auf. Nach dem Krieg lebte die Familie, zugewiesen durch die US-amerikanische Standortverwaltung, in einem verlassenen Nebengebäude einer alten Papiermühle. In diesen einfachen Verhältnissen der Nachkriegszeit erlebte Roswitha eine naturverbundene Kindheit, lernte aber auch die Mühen eines beinahe bäuerlichen Selbstversorgerhaushalts kennen und achten.

Schon früh zeigte sich ihr zeichnerisches Talent: Bereits als Kind hielt sie mit sicherem Strich Landschaften und Dörfer ihrer Umgebung fest.

Ihr Studium begann sie an der Hochschule für Bildende Künste in Kassel, wo sie bei Prof. H. Hillman freie Grafik belegte. Später wechselte sie an die Universität Frankfurt und setzte dort ihr Studium in Kunstgeschichte und Kunsterziehung fort. Ihre Ausbildung vervollständigte sie durch Studienaufenthalte in Perugia, Oslo und Den Haag sowie durch wiederholte Arbeitsaufenthalte bei der Richard und Uli Seewald Stiftung in Ronco sopra Ascona (Tessin).

1972 heiratete sie Günter Asche und unterrichtete als Kunstlehrerin am Bernhard-Strigel-Gymnasium sowie zeitweise am Vöhlin-Gymnasium in Memmingen. Für ihre künstlerische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet: 1975 mit dem Kunstpreis des Regierungsbezirks Schwaben, 1976 mit dem Förderpreis der Dr.-Rudolf-Zorn-Stiftung und 1982 mit dem Thomas-Dachser-Gedenkpreis der Stadt Kempten.

Auf der Suche nach einer künstlerischen Nische jenseits der reinen Selbstverwirklichung fand Roswitha Asche ihre Berufung in der Dokumentation bäuerlichen Kulturguts und traditionellen Handwerks. Die Zusammenarbeit mit volkskundlichen Museen in Südtirol und dem Trentino ermöglichte ihr, ihre Beobachtungsgabe und wissenschaftliche Genauigkeit mit künstlerischer Ästhetik zu verbinden. Um 1990 gab sie ihre Lehrtätigkeit auf, um sich ganz dieser Aufgabe zu widmen.

Zunächst arbeitete sie für das Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde in Dietenheim. Dort zeichnete sie bäuerliche Gerätschaften direkt im Museum sowie Gebäude an ihrem ursprünglichen Standort – bevor diese ins Freilichtmuseum transferiert wurden. Es folgten umfangreiche Dokumentationen der bäuerlichen Kultur im Gadertal und seinen Seitentälern sowie des Bergbaus in Ridnaun/Schneeberg und im Ahrntal. Die Zusammenarbeit mit Volkskundemuseen in Norditalien führte Roswitha Asche nicht nur nach Südtirol, sondern auch ins Trentino bis nach Venedig. Genannt seien hier das Trentiner Volkskundemuseum Museo degli Usi e Costumi della Gente Trentina, San Michele all'Adige, und der Parco Naturale Paneveggio Pale di San Martino.

Während ihrer Arbeit hauste sie in einfachen Unterkünften, oft wagte sie sich allein in entlegene, unwegsame Gelände vor und schlief im Zelt, in verlassenen Hütten oder verfallenden Häusern.
Sie zeichnete unter freiem Himmel oder kroch in spärlich beleuchtete Keller und feuchte Stollengänge. Mit beinahe besessener Hingabe erfasste sie Architekturdetails, funktionslos gewordenen Hausrat und skurril anmutende Gerätschaften der ehemaligen Bewohner. Gerade diese Auseinandersetzung mit dem vermeintlich Nebensächlichen erlaubte ihr einen tiefen Einblick in die Lebensweise der Menschen und deren Verbundenheit mit, aber auch Abhängigkeit von ihrer Umgebung.

Ihre Zeichnungen entstanden stets maßstabsgetreu vor Ort. Ihr Ehemann half ihr gelegentlich beim Vermessen. Feinheiten der Darstellung sowie die abschließende Kolorierung erledigte sie meist später – etwa im Winter, wo sie immer mit Tuschestift, über ihre Mappe gebeugt anzutreffen war.

Gerade die erdigen Farben, Schwarz und Brauntöne stellte sie selber her, der sogenannten „Bister“ entstand aus dem Ruß verlassener Herdstellen. So erhielt jede Region, jedes Gehöft und jede Schaffensperiode ihren eigenen charakteristischen Farbton.

Roswitha Asche war nicht nur Künstlerin, sondern entwickelte im Laufe der Jahre auch ein eigenständiges volkskundliches Forschungsinteresse. Sie beschäftigte sich etwa mit dem Nachlass einer Dynastie von Bauerndoktoren aus dem Südtiroler Ort Lüsen, woraus später die Publikation „Die Ragginer“ entstand, und untersuchte anhand von Werkzeugen und Geländespuren die traditionelle Wald- und Weidenutzung im Werk „Larjei“. Ihre Aquarelle zum Thema Flößerei auf den Trentiner Flüssen mündeten in ein Kunstmärchen über die Reise eines Fischotters „Lontra“ entlang des Flusses Brenta nach Venedig. 

Ihr letztes Projekt sollte sich dem Bergbau in den Südalpen und dem historischen „Goldmachen“ widmen. Über erste Recherchen kam sie jedoch nicht mehr hinaus: Roswitha Asche starb 2006 nach schwerer Krankheit in Memmingen.